Pollenfeld/Preith (EK) Eines muss man Hubert Aiwanger lassen: Er ist ein begnadeter Redner, der sich auf sein Publikum einlässt, mit seinen Worten plastische Bilder entstehen lässt und die Leute mitreißen kann. Ein Schuss Populismus ist auch dabei – aber das muss nichts Schlechtes sein.
Die FWG Pollenfeld feierte am Samstag ihr 60-jähriges Bestehen und der Vorsitzende der Partei Bundesvereinigung Freie Wähler, der Landesvorsitzende der Freien Wähler in Bayern und Fraktionsvorsitzende der FW im Landtag, was als Hauptredner nach Seuversholz zum Regler-Wirt gekommen. Trotz der Hitze und anderer Veranstaltungen in der Region hatten sich mehr als 100 Gäste eingefunden, was der Pollenfelder Bürgermeister Willibald Schneider, selbst von der FWG, als schönen Erfolg bezeichnete. Vor Ort waren auch nahezu alle Kandidaten für die diversen demnächst anstehenden Wahlen und fast alle FW-Bürgermeister im Landkreis. Aus mindestens der Hälfte der Landkreisgemeinden kamen FW-Mitglieder und -Anhänger. Sie wurden von Stephan Daum begrüßt, den Vorsitzende der Freien Wählergemeinschaft (FWG) Pollenfeld, der erst im Frühjahr in dieses Amt gewählt wurde.
Einige Gäste waren viel zu früh gekommen, wie Angela Mayr von Ingolstadt, die bereits um 17 Uhr vor Ort war, so wie in der ursprünglichen Einladung vorgesehen. Zum Ausgleich kam Eva Gottstein etwas zu spät: Sie hatte am Vormittag noch den Strand von Danzig genossen; dort hatte sie ihren Urlaub verbracht. Danach war sie in Ingolstadt bei der Verabschiedung eines Ausbildungsjahrgangs der BePo Eichstätt und eilte dann mit OB Andreas Steppberger hoch auf den Jura.
Auch Aiwanger selbst kam eine dreiviertel Stunde später als gedacht. Dennoch unternahm er noch einen kurzen Gang durch den Ort, der gerade erst die Dorferneuerung abgeschlossen hat. Bürgermeister Schneider zeigte ihm den Dorfteich, was Aiwanger schon beeindruckte.
Mit dem Bayerischen Defiliermarsch spielte die Jurablaskapelle Pollenfeld den Politiker in den Saal. Dort machte ihn der Bürgermeister erst einmal mit den Verhältnissen vertraut. Dem Jura sage man nach, dass er „schwarz“ sei, begann Schneider seinen Rückblick. Doch stimme das nicht. „Seit Jahrzehnten sind Pollenfeld, Seuversholz und die anderen Gemeindeteile eine Hochburg der Freien Wähler.“ Und das könne er durchaus belegen. Bereits zur Gemeindewahl 1952 kamen sämtliche Wahlvorschläge von einem Bürgerblock und einem Überparteilichen Wählerblock. Von diesen unabhängigen Wählergruppen sei dann auch der Bürgermeister gewählt worden. Bis 1966 seien es nur Freie Wählergruppen gewesen, die Wahlvorschläge einreichten, sagte Schneider. 1966 bildete sich in Pollenfeld dann eine Freie Wählergemeinschaft. „Politische Parteien hatten keinen Einfluss in den damals noch selbstständigen Gemeinden Pollenfeld, Preith, Wachenzell, Sornhüll, Weigersdorf und Seuversholz.“ Das änderte sich zwar bald, doch 1984 formierte sich die FWG in jetziger Form. 1996 wurde Willibald Schneider erstmals zum Bürgermeister gewählt. Mittlerweile hat die FWG auch die absolute Mehrheit im Rathaus. „Das wurde aber noch nie ausgenutzt“, betonte Schneider. Es gehe darum, „Rathauspolitik ohne Parteibuch“ zu machen. Im Frühjahr wurde die FWG als Bürgergemeinschaft gegründet und damit die Organisation gefestigt. „Damit ist die FWG für die Zukunft gut gerüstet.“
Dann ergriff Aiwanger selbst das Wort und lobte erst einmal den Gastgeber: „60 Jahre Arbeit – das ist einen Applaus wert.“ Der FW-Fraktionschef im Maximilianeum ging auf einige Punkte ein, für die die Freien Wähler stehen: Stärkung des ländlichen Raums, von dem auch die Städte profitieren würden, die Wahlfreiheit zwischen dem acht- und dem neunjährigen Gymnasium, die – vorerst gestoppte Liberalisierung des Trinkwassers. „Wenn etwas funktioniert, dann Finger weg davon“, sagte er und wetterte über EU-Kommissar Michel Barnier „und sein Gschwerl außenrum“. Kinderbetreuung sei wichtig, daher eine bessere Bezahlung der Erzieherinnen, forderte er. Aiwanger machte sich zum Fürsprecher dörflicher Strukturen und des Mittelstands, was er mit zahlreichen Beispielen belegte. Und es mangelte Aiwanger nicht an Selbstbewusstsein. Wenn er die Prognosen von 2008 mit den tatsächlichen Ergebnissen der Landtagswahl vergleiche und dann die heutigen Wahlvorhersagen zugrunde lege: „Dann sind wir bei 15 Prozent und die CSU bei 39 Prozent. Dann rappelts im Karton.“ Aber da muss er dann selber lachen.
Text und Fotos Eichstätter Kurier Nr.173 vom 29.07.2013 Josef Bartenschläger
Einige Gäste waren viel zu früh gekommen, wie Angela Mayr von Ingolstadt, die bereits um 17 Uhr vor Ort war, so wie in der ursprünglichen Einladung vorgesehen. Zum Ausgleich kam Eva Gottstein etwas zu spät: Sie hatte am Vormittag noch den Strand von Danzig genossen; dort hatte sie ihren Urlaub verbracht. Danach war sie in Ingolstadt bei der Verabschiedung eines Ausbildungsjahrgangs der BePo Eichstätt und eilte dann mit OB Andreas Steppberger hoch auf den Jura.
Auch Aiwanger selbst kam eine dreiviertel Stunde später als gedacht. Dennoch unternahm er noch einen kurzen Gang durch den Ort, der gerade erst die Dorferneuerung abgeschlossen hat. Bürgermeister Schneider zeigte ihm den Dorfteich, was Aiwanger schon beeindruckte.
Mit dem Bayerischen Defiliermarsch spielte die Jurablaskapelle Pollenfeld den Politiker in den Saal. Dort machte ihn der Bürgermeister erst einmal mit den Verhältnissen vertraut. Dem Jura sage man nach, dass er „schwarz“ sei, begann Schneider seinen Rückblick. Doch stimme das nicht. „Seit Jahrzehnten sind Pollenfeld, Seuversholz und die anderen Gemeindeteile eine Hochburg der Freien Wähler.“ Und das könne er durchaus belegen. Bereits zur Gemeindewahl 1952 kamen sämtliche Wahlvorschläge von einem Bürgerblock und einem Überparteilichen Wählerblock. Von diesen unabhängigen Wählergruppen sei dann auch der Bürgermeister gewählt worden. Bis 1966 seien es nur Freie Wählergruppen gewesen, die Wahlvorschläge einreichten, sagte Schneider. 1966 bildete sich in Pollenfeld dann eine Freie Wählergemeinschaft. „Politische Parteien hatten keinen Einfluss in den damals noch selbstständigen Gemeinden Pollenfeld, Preith, Wachenzell, Sornhüll, Weigersdorf und Seuversholz.“ Das änderte sich zwar bald, doch 1984 formierte sich die FWG in jetziger Form. 1996 wurde Willibald Schneider erstmals zum Bürgermeister gewählt. Mittlerweile hat die FWG auch die absolute Mehrheit im Rathaus. „Das wurde aber noch nie ausgenutzt“, betonte Schneider. Es gehe darum, „Rathauspolitik ohne Parteibuch“ zu machen. Im Frühjahr wurde die FWG als Bürgergemeinschaft gegründet und damit die Organisation gefestigt. „Damit ist die FWG für die Zukunft gut gerüstet.“
Dann ergriff Aiwanger selbst das Wort und lobte erst einmal den Gastgeber: „60 Jahre Arbeit – das ist einen Applaus wert.“ Der FW-Fraktionschef im Maximilianeum ging auf einige Punkte ein, für die die Freien Wähler stehen: Stärkung des ländlichen Raums, von dem auch die Städte profitieren würden, die Wahlfreiheit zwischen dem acht- und dem neunjährigen Gymnasium, die – vorerst gestoppte Liberalisierung des Trinkwassers. „Wenn etwas funktioniert, dann Finger weg davon“, sagte er und wetterte über EU-Kommissar Michel Barnier „und sein Gschwerl außenrum“. Kinderbetreuung sei wichtig, daher eine bessere Bezahlung der Erzieherinnen, forderte er. Aiwanger machte sich zum Fürsprecher dörflicher Strukturen und des Mittelstands, was er mit zahlreichen Beispielen belegte. Und es mangelte Aiwanger nicht an Selbstbewusstsein. Wenn er die Prognosen von 2008 mit den tatsächlichen Ergebnissen der Landtagswahl vergleiche und dann die heutigen Wahlvorhersagen zugrunde lege: „Dann sind wir bei 15 Prozent und die CSU bei 39 Prozent. Dann rappelts im Karton.“ Aber da muss er dann selber lachen.
Text und Fotos Eichstätter Kurier Nr.173 vom 29.07.2013 Josef Bartenschläger