München – Wie lassen sich Familienplanung und Karriere vereinbaren? Gibt es Wege, die sich abzeichnende Altersarmut vor allem bei Frauen abzuwenden? Wie lässt sich die eklatante Ungleichheit bei der Entlohnung von Frauen und Männern zumindest verringern? Antworten auf diese Fragen sollte eine Informationsveranstaltung der Freien Wähler im Maximilianeum liefern. Mit dabei waren unter anderem Bezirkstagskandidatin Sabine Jarisch aus Kipfenberg und der 1. Vorsitzende der FW Eichstätt, Artur Hermann, die Bundestagskandidatin Dr. Ilse Ertl sowie die Landtagskandidatinnen Ruth Busl und Martina Purkhardt..
Die Stellvertretende Fraktionsvorsitzende und Frauenpolitische Sprecherin der Freien Wähler, Eva Gottstein, leitete die Veranstaltung mit einem Impulsreferat ein, in dem sie die „eklatante Ungleichheit bei der Bezahlung von Männern und Frauen bei gleicher Leistung“ scharf kritisierte. Als Ursachen dafür nannte die Eichstätter Abgeordnete unter anderem das gesellschaftliche Rollenverständnis. Gottstein forderte nachdrücklich eine „bessere Karriereförderung für Frauen“ und die bessere Bezahlung sogenannter „Frauenberufe“. Als Voraussetzung für eine „wirkliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ müsse auch die Kinderbetreuung deutlich verbessert werden. In diesem Zusammenhang setzte sich Eva Gottstein auch für „echte Ganztagsschulen“ ein und kritisierte die mangelnde Berücksichtigung pädagogischer Inhalte bei der Lehrer(innen)ausbildung. Nachdrücklich warnte Eva Gottstein vor drohender Altersarmut, die auch aufgrund überdurchschnittlich in Anspruch genommener geringfügiger Beschäftigungen, sinkender Rentenbezüge und steigender Lebenserwartung insbesondere Frauen betreffen werde. Um diese abzuwenden, sollen nach dem Wunsch von Eva Gottstein „die speziellen Erwerbsbiographien von Müttern bei der Rentenberechnung besser berücksichtigt werden“.
Schreyögg: Bayern missachtet Grundgesetz-Vorgaben
Scharf ins Gericht ging im Anschluss die ehemalige Gleichstellungsbeauftragte der Stadt München, Friedel Schreyögg, mit der bayerischen Gleichstellungspolitik. Diese stehe im Wesentlichen auf dem Papier, was bereits ein Blick auf die Tätigkeiten der einzelnen Ministerien zeige. Schreyögg: „Es ist ein Skandal, dass Bayern weder die Vorgaben der EU noch des Grundgesetzes noch der Verfassung erfüllt.“ Um die Gleichstellung voranzutreiben, seien unter anderem entsprechende Mittelzuweisungen zwingend erforderlich. Viele Gleichstellungsbeauftragte in Behörden würden für diese Tätigkeit „nicht einmal von anderen Aufgaben entlastet“. Das praktizierte Arbeitszeitmodell mit extrem langen Arbeitszeiten sei „menschenverachtend“.
Von vielen Schwierigkeiten – aber auch hoffnungsvollen Ansätzen – wusste Simone Schönfeld, Geschäftsführerin von Cross Consult GbR und Initiatorin des „Memorandums für Frauen in Führung“, zu berichten. Schönfeld stellte diese Initiative für die Verbesserung der Situation von berufstätigen Frauen vor, an der sich einige namhafte (Groß-)Unternehmen beteiligen. „Das passiert nicht aus Altruismus, sondern weil es sich rechnet“, sagte Schönfeld. In Zukunft sei es immer wichtiger, bei immer weniger Fachkräften „die Richtigen“ ans entsprechende Unternehmen zu binden. Sie sagte, dass es im eigenen Interesse der Unternehmen liege, einen höheren Frauenanteil in ihren Führungspositionen zu erreichen; ein höherer Frauenanteil führe nachweislich zu erfolgreicher geführten Unternehmungen.
Im Anschluss an die Impulsreferate und einer von der Landtagsabgeordneten Ulrike Müller, Leiterin des Arbeitskreises Soziales, Gesundheit, Landwirtschaft und Umwelt, gekonnt moderierten Podiumsdiskussion kam es zu einer lebhaften Diskussion mit den rund (überwiegend weiblichen) Besucher(innen). Dabei zeigte sich, dass es sehr unterschiedliche Vorstellungen etwa zur Betreuung von Kindern im Alter bis drei Jahren gibt. Einigkeit herrschte jedoch in der Ablehnung des Betreuungsgeldes – der dafür vorgesehene Betrag sei nicht nur viel zu niedrig und gesellschaftspolitisch fragwürdig, er fehle auch an anderer Stelle. Beklemmung löste der Redebeitrag einer jungen Marketing-Managerin aus, die berichtete, dass sie – entgegen der Rechtslage – bei jedem Bewerbungsgespräch nach ihrer Familienplanung gefragt wurde.
Am Ende der Veranstaltung kristallisierte sich zwar kein Patentrezept zur Vereinbarkeit von Familie, Karriere und Kinderbetreuung heraus – Lösungsansätze und Anregungen für die Landtagsarbeit konnten die anwesenden Landtagsabgeordneten jedoch sehr wohl mitnehmen. Ulrike Müller fasste die Diskussion zusammen: „Die Politik muss dafür sorgen, dass Kinder nicht zum Armutsrisiko werden, sie muss die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ebenso wie die Wiedereinstiegsmöglichkeiten in das Arbeitsleben sichern. Die Gleichberechtigung muss auch endlich in den Köpfen aller Bürger ankommen."Text: Peter Knoll
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Die Stellvertretende Fraktionsvorsitzende und Frauenpolitische Sprecherin der Freien Wähler, Eva Gottstein, leitete die Veranstaltung mit einem Impulsreferat ein, in dem sie die „eklatante Ungleichheit bei der Bezahlung von Männern und Frauen bei gleicher Leistung“ scharf kritisierte. Als Ursachen dafür nannte die Eichstätter Abgeordnete unter anderem das gesellschaftliche Rollenverständnis. Gottstein forderte nachdrücklich eine „bessere Karriereförderung für Frauen“ und die bessere Bezahlung sogenannter „Frauenberufe“. Als Voraussetzung für eine „wirkliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ müsse auch die Kinderbetreuung deutlich verbessert werden. In diesem Zusammenhang setzte sich Eva Gottstein auch für „echte Ganztagsschulen“ ein und kritisierte die mangelnde Berücksichtigung pädagogischer Inhalte bei der Lehrer(innen)ausbildung. Nachdrücklich warnte Eva Gottstein vor drohender Altersarmut, die auch aufgrund überdurchschnittlich in Anspruch genommener geringfügiger Beschäftigungen, sinkender Rentenbezüge und steigender Lebenserwartung insbesondere Frauen betreffen werde. Um diese abzuwenden, sollen nach dem Wunsch von Eva Gottstein „die speziellen Erwerbsbiographien von Müttern bei der Rentenberechnung besser berücksichtigt werden“.
Schreyögg: Bayern missachtet Grundgesetz-Vorgaben
Scharf ins Gericht ging im Anschluss die ehemalige Gleichstellungsbeauftragte der Stadt München, Friedel Schreyögg, mit der bayerischen Gleichstellungspolitik. Diese stehe im Wesentlichen auf dem Papier, was bereits ein Blick auf die Tätigkeiten der einzelnen Ministerien zeige. Schreyögg: „Es ist ein Skandal, dass Bayern weder die Vorgaben der EU noch des Grundgesetzes noch der Verfassung erfüllt.“ Um die Gleichstellung voranzutreiben, seien unter anderem entsprechende Mittelzuweisungen zwingend erforderlich. Viele Gleichstellungsbeauftragte in Behörden würden für diese Tätigkeit „nicht einmal von anderen Aufgaben entlastet“. Das praktizierte Arbeitszeitmodell mit extrem langen Arbeitszeiten sei „menschenverachtend“.
Von vielen Schwierigkeiten – aber auch hoffnungsvollen Ansätzen – wusste Simone Schönfeld, Geschäftsführerin von Cross Consult GbR und Initiatorin des „Memorandums für Frauen in Führung“, zu berichten. Schönfeld stellte diese Initiative für die Verbesserung der Situation von berufstätigen Frauen vor, an der sich einige namhafte (Groß-)Unternehmen beteiligen. „Das passiert nicht aus Altruismus, sondern weil es sich rechnet“, sagte Schönfeld. In Zukunft sei es immer wichtiger, bei immer weniger Fachkräften „die Richtigen“ ans entsprechende Unternehmen zu binden. Sie sagte, dass es im eigenen Interesse der Unternehmen liege, einen höheren Frauenanteil in ihren Führungspositionen zu erreichen; ein höherer Frauenanteil führe nachweislich zu erfolgreicher geführten Unternehmungen.
Im Anschluss an die Impulsreferate und einer von der Landtagsabgeordneten Ulrike Müller, Leiterin des Arbeitskreises Soziales, Gesundheit, Landwirtschaft und Umwelt, gekonnt moderierten Podiumsdiskussion kam es zu einer lebhaften Diskussion mit den rund (überwiegend weiblichen) Besucher(innen). Dabei zeigte sich, dass es sehr unterschiedliche Vorstellungen etwa zur Betreuung von Kindern im Alter bis drei Jahren gibt. Einigkeit herrschte jedoch in der Ablehnung des Betreuungsgeldes – der dafür vorgesehene Betrag sei nicht nur viel zu niedrig und gesellschaftspolitisch fragwürdig, er fehle auch an anderer Stelle. Beklemmung löste der Redebeitrag einer jungen Marketing-Managerin aus, die berichtete, dass sie – entgegen der Rechtslage – bei jedem Bewerbungsgespräch nach ihrer Familienplanung gefragt wurde.
Am Ende der Veranstaltung kristallisierte sich zwar kein Patentrezept zur Vereinbarkeit von Familie, Karriere und Kinderbetreuung heraus – Lösungsansätze und Anregungen für die Landtagsarbeit konnten die anwesenden Landtagsabgeordneten jedoch sehr wohl mitnehmen. Ulrike Müller fasste die Diskussion zusammen: „Die Politik muss dafür sorgen, dass Kinder nicht zum Armutsrisiko werden, sie muss die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ebenso wie die Wiedereinstiegsmöglichkeiten in das Arbeitsleben sichern. Die Gleichberechtigung muss auch endlich in den Köpfen aller Bürger ankommen."Text: Peter Knoll
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