09.12.2020
Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements angestrebt Landtagsabgeordnete Eva Gottstein und Oberbürgermeister Christian Scharpf im Gespräch über das Ehrenamt

PRESSEMITTEILUNG

„Ein krönender Abschluss meiner Runde durch die Region.“ Mit diesen Worten bedankte sich die Eichstätter Landtagsabgeordnete Eva Gottstein (FREIE WÄHLER) dafür, dass sich Oberbürgermeister Christian Scharpf (SPD) Zeit für ein Kennenlerngespräch im Ingolstädter Rathaus genommen hatte. Gottstein hatte in den vergangenen Monaten nahezu alle Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Landkreis Eichstätt und nun auch in Ingolstadt besucht, um mit den Kommunalpolitikern im Austausch zu bleiben und Signale aufzufangen.

Scharpf wurde gleich konkret: „Ich habe mir die Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements auf die Fahnen geschrieben.“ Ergänzend zu den Möglichkeiten, die das Bürgerhaus in der Alten Post und im Neuburger Kasten als Begegnungsstätte aller Generationen und Kulturen bietet, möchte der Oberbürgermeister mehr für das Ehrenamt in der Stadt tun, denn funktionierendes Ehrenamt sei ein wichtiger weicher Standortfaktor: „Wir möchten zusätzliche Anreize für Ehrenamtliche schaffen, auch als Ergänzung zur Bayerischen Ehrenamtscard, und einen besseren Austausch der Ehrenamtlichen untereinander ermöglichen.“ Damit rannte er bei Eva Gottstein, die ehrenamtspolitische Sprecherin ihrer Landtagsfraktion und zudem Ehrenamtsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung ist, offene Türen ein. „Ich glaube, dass wir Koordinatoren in den Landkreisen und kreisfreien Städten brauchen, die professionelle Anlaufstelle für bürgerschaftliches Engagement sind“, so die Abgeordnete. „Denn wer hilft mir als Verein weiter, wenn ich wegen Corona keine Vorstandswahlen abhalten kann? Was passiert mit dem Pfarrfest?“ Diese und viele weitere Fragen bräuchten professionelle Beantwortung. Gottstein forderte Ideen aus der Praxis, wie sich die Kommunen das vorstellen könnten. Der Bevölkerungsanteil an Menschen mit Migrationshintergrund liegt in Ingolstadt bei rund 60 Prozent. „Es ist sehr wichtig, auch Menschen aus anderen Kulturkreisen ins ehrenamtliche Engagement mit einzubeziehen“, zeigte sich Scharpf überzeugt. Er erläuterte, dass die Anforderungen an Vereine immer höher würden, etwa was die Haftungsfrage, aber auch bürokratische Herausforderungen betreffe. „Dazu kommt, dass sich Menschen nicht mehr langfristig an Ehrenämter binden möchten, sondern eher bereit sind, sich punktuell zu engagieren.“ Und lieferte dann auch gleich ein entsprechendes Beispiel: „Derzeit arbeiten rund 250 Menschen auf digitalem Weg bei einem Runden Tisch zur Belebung der Innenstadt mit und machen sich Gedanken über die Stadtentwicklung“, erzählte Scharpf begeistert. „Wir wollen, dass die Ideen aus der Bürgerschaft kommen, dass die Menschen sich ernst genommen fühlen und spüren, dass sie etwas bewegen können.“ Diesen Prozess lasse die Stadt durch eine Agentur ergebnisoffen begleiten. Dem zollte Gottstein Anerkennung, denn in dieser Menge an Menschen befinde sich „bestimmt eine gute Mischung aus Praktikern und Ideengebern“.  Die beiden Politiker einigten sich darauf, die Möglichkeiten zur Förderung des Ehrenamts in Ingolstadt nochmals intensiver zu erörtern. 

Neben dem Ehrenamt kam auch die Bildungspolitik zur Sprache. Man hatte eigentlich, so Scharpf, für den Herbst einen großen Schulgipfel geplant, der aber bisher nicht umgesetzt werden konnte. Durch das enorme Bevölkerungswachstum in Ingolstadt müssen Schulen gebaut werden. Gleichzeitig gehen die Steuereinnahmen massiv zurück. „Da stehen wir vor der Quadratur des Kreises, denn die Option, nichts zu tun, gibt es nicht“, bekundete der Oberbürgermeister. Gottstein kennt die schulische Situation in Ingolstadt sehr gut, war sie doch selbst etliche Jahre, unter anderem als Konrektorin, an der Ickstatt-Realschule tätig. Die stellvertretende Vorsitzende im Bildungsausschuss des Landtags bedauerte, dass gerade im Bildungsbereich derzeit alles von Corona dominiert werde. „Wichtige Themen wie Mobbing, Wertevermittlung oder Sozialarbeit an Schulen kommen in der öffentlichen Diskussion momentan zu kurz oder werden ganz ausgeblendet.“